(Dieses Interview erschien in Plot #11. Anläßlich des Todes von Dennis Danell, der am 29.Februar 2000 verstarb, habe ich mich entschlossen, dieses Zeitdokument wieder auszugraben und im Web zu plazieren. Ohne Dennis wird Social Distortion nicht mehr so sein wie die Band einmal war ... R.I.P.)

Es kommt nicht oft vor, daß ich ein Interview machen WILL, weil es gibt nur eine handvoll Bands gibt, die mich - unabhängig von ihrem Status (Major oder Independent) - überhaupt zu Fragen reizen. Social Distortion endlich live zu sehen, war eine Sache, die Band zu interviewen eine zweite, vor allem, weil sie hierzulande bisher permanent in den unpassendsten Magazinen vertreten waren und sich, meiner Ansich nach, daran auf absehbare Zeit auch nichts ändern wird. Also bei der Sony den zuständigen A&R-Menschen angerufen, der auch sofort bereit war, mir irgendwie weiterzuhelfen, leider aber nicht bei der richtigen Band. Interviewtermine werden über die Promotionabteilung abgewickelt, auch ok. Ich suche mir ein Konzert heraus, bei dem sie in meiner Nähe spielen. In Pforzheim sollten sie als Vorgruppe der Toten Hosen spielen, ist für mich nicht weit und sollte ja mikes tattoos 1991auch kein großes Problem sein. War es aber doch! Inzwischen hatte ich die Band in Frankfurt gesehen und mit Mike Ness so ein paar Worte gewechselt. Der Mann hat eine, sagen wir mal, “etwas schwer verständliche Aussprache”, die mich etwas frösteln ließ, im Hinblick auf ein Tape, das ich nachher abhören müßte. Auf gut deutsch gesagt: Der Mann nuschelt. Einige Anrufe später war die wissende Promotiondame in Urlaub und man versprach mir, daß ich nächste Woche Bescheid bekommen würde. Genau an dieser Stelle platzte mir dann der Kragen, vor allem, weil es nur noch zwei Tage bis zum Termin in Pforzheim waren. Freundlich (war ich nicht, aber es klingt besser), aber bestimmt wies ich die werte Frau darauf hin, daß nicht ich wenig Platten von dieser Band verkaufen würde, sondern sie, was ich durchaus auch auf ihre Zusammenarbeit in Hinsicht auf die “werten Medienpartner” zurückführen würde. Eine Stunde später hatte ich den Termin. Hätte ich gewußt, wie einfach und unkompliziert die Leute in Pforzheim waren, ich wäre so hingefahren. Spätestens in München hätte es sowieso geklappt, auch ohne die Plattenfirma, die Socials sind da nicht so. Der Tourbegleiter war gleich sympatisch und sehr praktisch veranlagt, er schleppte mir Dennis, den Gitarristen an. Ok, es war nicht Mike Ness, mir aber im nächsten Moment auch wesentlich lieber, weil Dennis einerseits nicht nuschelte und andererseits auch eine interessante Alternative bot, zu den wenigen Sparinterviews, die sonst eben nur mit Mike Ness geführt werden. Margit wollte die Band ebenfalls kennenlernen und so saßen wir dann schließlich gemütlich im Tourbus. Dennis Danell sollte sich als überaus geduldiger und angenehmer Interviewpartner entpuppen, der selbst bei den unverschämteren Fragen nie die Ruhe verlor.

K: Ihr seid jetzt das dritte Mal in Europa, abgesehen von Eurem letzten Kurztrip mit nur drei Dates inklusive dem Kürzestauftritt auf dem Bizarre-Festival ist es die zweite richtige Tour mit nur vier Clubgigs und einigen Konzerten als Vorgruppe der Toten Hosen ...
D: Das trifft nur auf Deutschland zu, danach geht es weiter zu Clubgigs nach Spanien, Frankreich, England, Belgien und Holland, wo wir in Amsterdam spielen werden. Wir machen mehr als nur die paar Dates in Deutschland, leider ist das alles, was wir an Zeit momentan für eine Tour hier haben. Eigentlich wären wir gar nicht hier, wenn wir keine Einladung der Toten Hosen bekommen hätten. In erster Linie konzentrieren wir uns auf Amerika. Aber als wir im Frühsommer hier waren, für die paar Festivals, habe sie uns gefragt, ob wir das hier machen wollen, wir haben noch etwas drangehängt, um nicht nur als Vorgruppe zu spielen.
K: Ich habe mich nur gewundert, weil Ihr noch nie eine richtige Tour hier durch kleine Läden gemacht habt ...
D: Oh, wir haben, vor etwa drei Jahren, vier Jahren.
K: Mit einer Mammuttour, die ganze fünf Dates hatte!social distortion 1997
D: Ja ok, wir hatten noch ein paar weitere in anderen Ländern Europas.
K: Ich meine nur, daß fünf Konzerte für ein Land wie Deutschland eigentlich “nichts” ist. Als NO FX oder Bad Religion zu dieser Zeit durch die kleinen Läden tourten, kamen sie locker auf 20 oder 30 Konzerte. Das hat unter anderem dazu beigetragen, die Bands hier groß zu machen. Ich habe keine Ahnung, ob Ihr wißt, wie groß dieses Land eigentlich ist und wieviele Leute es hier gibt, die Euch diesmal wieder nicht sehen können, weil Ihr einfach zu weit weg von ihnen spielt.
D: Doch, wissen wir schon, und das ist ein Grund, warum wir im Februar (März jetzt) wiederkommen. Wir fangen an, uns langsam etwas mehr um Deutschland und Europa zu kümmern, weil wir wissen, wie groß das Potential hier ist.
K: Ich habe Euer Konzert in Frankfurt gesehen und mir ist aufgefallen, daß dort fast ausschließlich die älteren Leute vertreten waren. Es waren sehr wenige Kids dort, möglicherweise eine Folge Eurer bisherigen Tourenthaltsamkeit hier?!
D: Hmja, es gab eben erst einmal die Notwendigkeiten, neue Platte und so, danach konnten wir uns erst wieder auf einen neuen Anlauf mit einer Tour konzentrieren.
K: Wer hat Eure Tour diesmal gebucht?
D: Dieser Typ aus England, Martin.
K: Hier läuft sie unter “Contour”. Es ist nur, weil ich den Eindruck habe, daß die ganze Deutschland-Tour mit lediglich vier Dates fast ausschließlich für die Presse organisiert wurde. Die “größeren Magazine” sitzen eben nun einmal in Hamburg, München, Frankfurt und Düsseldorf.
D: Mehr Zeit haben wir leider im Moment eben nicht, wir kommen direkt aus Japan, touren hier und dann geht’s gleich weiter, um in den Staaten sechs Wochen lang zu touren. Seit Juli, als wir hier waren, touren wir eigentlich non-stop. Wir denken wirklich dran.
 

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