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K: Eure letzte Platte lief ja ziemlich mies hier, etwa
2500.
D: Hjaja, so um den Dreh rum. K: Damit liegt Ihr in etwa bei dem Level, das eine mittelschlechte deutsche Punkband hier erreicht, auf einem kleinen Label. Ihr seid auf Epic, da könnte man doch mehr erwarten?! D: Ja, ... wer weiß warum das so ist. K: Möglicherweise weil Ihr hier permanent nicht spielt. Wie ich gesagt habe, andere Bands haben sich hier erst durch ausgiebiges Touren eine Fangemeinde erspielt. D: Da gibt es aber auch die andere Seite: Wir verkaufen keine Platten hier, also warum sollten wir hierher kommen und vor fünf Leuten spielen? Es ist ja nicht, daß wir das alles mit einem Vorsatz so machen, vielleicht haben wir uns aber wirklich zu wenig um Europa gekümmert, aber wir werden das ändern. K: Hier habt Ihr bisher so gut wie gar keine Presse bekommen, abgesehen von ein paar recht lieblosen Kurzinterviews im “Metal Hammer”, “Visions” und einem Bildbericht im “Tattoo” mit Mike, hattet Ihr hier keine großartigen Artikel (immerhin, mittlerweile auch “Plastic Bomb” und ein Poster im Rock Hard - letzteres nützt aber gar nix, weil sich der durchschnittliche Rock Hard-Leser eher die Rückseite mit “Virgin Steele” aufhängen wird! Wie damals, im Metal Hammer, als sie das Samhain-Poster hatten, Rückseite: Jake E. Lee). Da waren noch an internationaler Presse ein uralter Artikel im “Rolling-Stone”, wo Ihr als “meistversprechende neue Band” abgefeiert wurdet und ein kurzer Bericht im “Spin”. Das war alles, was man hier bekommen konnte, wenn man danach gesucht hat. Im öffentlichen Radio werdet Ihr nicht gespielt, im Fernsehen bis auf einen “Ausrutscher” auch nicht. Meine Frage wäre jetzt, wie das in den Staaten aussieht, ob sich da jemand für Euch interessiert, wenn ja, welche Größenordnung Ihr dort einnehmt? D: Dort sieht’s völlig anders aus, die Struktur der Radiossender ist dort ganz anders. Dort dort gibt es viel mehr Radiostationen, Spartenradio, mit einem ganz speziellen Programm für den jeweiligen Geschmack. K: Zum Besipiel Collegeradio!? D: Ja, Collegeradio, dann “Alternative Radio”, “Top Forty Radio” usw., nicht wie hier, wo ich den Eindruck habe, daß es nur “einen” Sender gibt, wo immer dasselbe Zeug abgenudelt wird. Im Amerika spielen sie wirklich jede Art von Musik, weil es für jede Musik einen eigenen Sender gibt. In Amerika haben wir von der letzten Platte nahezu 500.000 verkauft, was vielleicht auch erklärt, warum uns eine Tour dort bisher wesentlich wichtiger war als hier in Europa. K: Dann ist das hier also ein völlig anderes Universum für Euch, in kleinen Läden vor maximal 400 Leuten zu spielen? D: Oh, wir spielen so oft wir können in kleineren Clubs, weil das unserer Ansicht nach die einzige richtige Möglichkeit ist, eine Band auch wirklich zu sehen. Nur manchmal stehst Du wirklich vor dem Dilemma, daß ein kleiner Laden nicht mehr ausreichend ist, weil Dich einfach mehr Leute sehen wollen. Die Läden werden mit der Zeit größer, aber wir versuchen, das auch auf einem gesunden Niveau zu halten. Und wir spielen trotzdem immer noch kleinere Konzerte nebenher. K: “White Light” sollte eigentlich schon viel früher erscheinen - April statt September -, es gab Gerüchte, nach denen die Plattenfirma die Scheibe nicht akzeptiert hat. Hat sie, wenn ja, warum? D: Nein, sie haben es nicht abgelehnt. Wir haben unserem Produzenten, Michael Beinhorn, damals das erste Demo zur Platte gegeben, und er war einfach unzufrieden, weil er meinte, daß wir das wesentlich besser könnten. Er hat uns dazu gebracht, nochmal ins Studio zu gehen, neue Stücke zu schreiben und uns etwas mehr hineinzuknie’n. K: Also war’s der Produzent, nicht die Plattenfirma, der für die lange Verzögerung verantworltich gemacht werden muß. D: Mhja, da kamen einfach eine Menge Sachen zusammen. Nach der letzten Platte haben wir fast zwei Jahre lang getourt, bevor wir uns überhaupt mit dem Gedanken an eine neue befaßt haben. Ein Jahr haben wir über den Stücken gesessen, und ein weiteres Jahr hat es gedauert, sie aufzunehmen. Es hat etwas länger gedauert, als wir zuerst geplant hatten, aber so etwas passiert eben einfach. Aber es ist in Ordnung so, weil wir mit dem Endergebnis sehr glücklich sind. Wir waren noch nie eine der Bands, die sich mal eben kurz hinsetzt und eine neue Platte herausspuckt. K: Ich weiß, fünf Jahre langes Warten auf eine zweite Platte, mit dem Gedanken im Hinterkopf, daß es Social Distortion bestimmt schon gar nicht mehr gbt. D: Äh, ja damals war es noch wesentlich schwieriger, denn zu der Zeit haben wir das noch alles selber völlig independent gemacht. Live spielen, um sich über Wasser zu halten und eine neue Platte, das war schon immer schwierig. Aber es kommt eben so, wie es kommen muß, wir setzen uns nicht hin und planen das so, ganz bestimmt nicht. K: Es hat mich ungefähr zwei Wochen gekostet, etwa zehn Anrufe, um dieses Interview von Sony mit Euch zu bekommen. D: Oh, ja? K: Ja, sie haben sich ziemlich dämlich angestellt (siehe Einleitung). Wenn ich es nicht wirklich gewollt hätte, dann wäre wieder nur Mist von abgestellten Jungredakteuren in der Armutspresse erschienen (zu dem Zeitpunkt wußte ich noch nicht, daß die Plastic Bomber ebenfalls selbst tätig geworden waren). Der Typ, bei dem ich zuerst gelandet bin, der auch direkt für Euch zuständig ist, hat mir fünf Minuten lang irgendetwas von Soundgarden oder so erzählt. Erst als ich darauf bestand, daß Ihr demnächst tourt, hat er den Fehler bemerkt. Ich fand das sehr witzig auf dem Hintergrund, daß Ihr doch sonst ziemliche Fans in der Promotionabteilung haben müßtet, denn zu den letzten zwei Platten gab es immerhin ganze zehn Promotion-CD’s (ohne die Full-length-Promos zu zählen), mit 14 oder 15 Promotion-Only-Tracks, die offiziell für den Fan nicht zu bekommen waren. Warum diese “Veröffentlichungspolitik”, und warum verschwendet Ihr solch gutes Material für eine Handvoll “wichtige” Leute, die nur über die richtigen Connections verfügen? |
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