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D: Ja, irgendwie hat sich der Kreis geschlossen, wir
haben schon immer viel experimentiert, andere Einflüsse verarbeitet
und sind mit diesen Erfahrungen wieder zurückgekehrt, ohne sie allerdings
zu vergessen. Das Material wurde seit der “Prison Bound” von Platte
zu Platte härter, als eine einfache Reaktion darauf, daß wir
mit dem unzufrieden waren, was sonst an Musik geboten war und ist.
K: Weniger Country, weniger Blues, mehr Punk? D: Schon, es ist aber immer noch etwas davon erhalten geblieben. Der Kreis hat sich einfach geschlossen. K: Also seid Ihr wieder da, wo Ihr angefangen habt? D: Wahrscheinlich. K: Was ist mit Christopher Reece passiert, dem letzten Schlagzeuger? D: Er ist nach Utah gezogen und verkauft dort Antiquitäten, ihm gefiel die Entwicklung nicht so sehr und wollte einfach etwas anderes machen. K: Da hat sich dann der Kreis mit Chuck Biscuits geschlossen, der im “Hardcore California”-Buch auf der gegenüberliegenden Seite von Eurem Foto verewigt ist? D: Mjahaha, sowas kommt vor. Wir kennen Chuck seit Ewigkeiten, aus den alten Tagen in LA. Zuerst wußten wir natürlich nicht, was wir tun sollen und haben ein paar andere Schlagzeuger ausprobiert. Als wir erfahren haben, wie es um seine Verpflichtung bei Danzig steht, haben wir ihn sofort angerufen. Er kam, wir haben zusammmen gespielt, und es gab keinerlei Probleme. Es war ziemlich einfach; wir kannten ihn, er wußte, was ihn erwartet, das sprach alles für ihn. Er hat sich einfach eingeklinkt, auf eine unkomplizierte Art und Weise. K: Was ist mit den anderen ehemaligen Mitgliedern von Social Distortion, wie Brent Liles oder Derek O’Brien passiert? D: Sie tauchen immer mal wieder auf in Kalifornien, Derek war bei ein paar anderen Bands am Schlagzeug. Aber wir haben keinen Kontakt mehr zueinander. K: Texte scheinen ja einen erheblichen Stellenwert für Euch einzunehmen. Jede Eurer Platten hat ein Textblatt. Ist es für Euch wichtig, daß die Leute verstehen, worum es in den Texten geht? D: Lyricsheets sind für uns eine Art zusätzlicher Bonus. Es macht uns Spaß, daß die Platten und CDs mit Textbeilagen erscheinen, so daß man sich hinsetzen und herausfinden kann, worüber es in den Stücken geht, statt es den Leuten zu überlassen, sich aufgrund dessen, was sie durch Mikes Stimmperformance heraushören können, ihre Textinterpretationen vorzunehmen. Manchmal hört es sich ja so an, als ob der Typ etwas völlig Gegensätzliches singen würde, als das, worüber der Text wirklich geht. Wir haben das schon immer so gehalten, und es ist uns lieber, daß sie es schwarz auf weiß vor sich liegen haben, anstatt sich durch Mißverständnisse irgendwelchen Mist zusammenzureimen. K: Die Texte auf “White Light”, manche Bilder des Coverartworks wirken auf mich sehr religös, besonders der Text zu “Untitled”. Hat Mike Gott gefunden? D: Nja, es ist mehr symbolisch, über richtig und falsch allgemein. Darüber, daß man immer eine Wahl dazwischen hat. Ich würde es nicht als eine bestimmte Form von Religiösität bezeichnen. Dazu gibt es zuviele Religionen, Hindu, Moslems, Christen, alle behaupten von sich, die einizg wahre Religion zu sein und wer weiß da schon, welche nun wirklich die richtige ist. Es ist vielmehr etwas Grundlegenderes, eben über Gut und Böse, das jeder für sich selber herausfinden muß. What’s good and what’s evil. K: Deswegen habt Ihr den Schlagzeuger von Danzig bei Euch aufgenommen, von einer der “most evil” Bands überhaupt, harrharr?! D: Hehe, ja genau. Es geht schon über so etwas wie einen Gott und höhere Mächte. K: Aber nicht explizit um eine christliche Version? D: Jeder hat seine eigene Version von einem Gott oder eine Form von Glauben, egal wie die auch aussehen mag, und wir maßen uns nicht an, irgendwem etwas einpauken zu wollen. Jeder sollte sich da seine eigene Meinung bilden und für sich selber herausfinden, wie seine persönliche Interpretation darüber aussieht. K: Eure alten Sachen sind ja wiederveröffentlicht worden, auf “Time Bomb Records”. Time Bomb ist kein Unterlabel von Epic? D: Nein, es ist unser eigenes kleines Label, das wir zusammen mit unserem Manager gegründet haben. Es ist völlig independent und aus “Rebel Waltz” heraus entstanden. Wir wollten die alten Sachen nicht der Sony geben und trotzdem zugänglich erhalten, dabei auch gleichzeitig mehr auf dem Street-Level halten. K: Ihr habt die volle Kontrolle darüber? D: Ja, manchmal geraten die Dinge mit der Sony etwas aus dem Rahmen. Versteh mich nicht falsch, wir haben ein gutes Verhältnis zu Sony, sie arbeiten gut mit uns zusammen. Aber dort gibt es eine Menge Abteilungen, Fraktionen und Zuständigkeiten, nimm nur die Promoangelegenheit, über die wir vorhin gesprochen haben, da passiert einfach so viel, auf das wir keinen Einfluß mehr haben. So haben wir das lieber selber in die Hand genommen. K: Es kursiert die Geschichte, daß Ihr mit dieser Platte Euren Vertrag bei der Sony erfüllt habt. Seid Ihr fertig mit Sony, oder veröffentlicht Ihr weiterhin auf dort? D: Sony hat das erste Vorkaufsrecht. Wenn sie die nächste Platte veröffentlichen wollen, dann können sie uns dazu verpflichten. Wir haben unseren Vertrag zu diesem Zeitpunkt noch nicht erfüllt. K: Seid Ihr jetzt frei oder nicht? D: Ja und nein, wenn sie wollen, dann können sie darauf bestehen, aber dazu müssen sie uns erst neu signen. K: Ein Optionsrecht? D: Ja, und wenn sie nicht wollen, dann können wir es herausbringen, wo immer wir wollen. Das dient ihnen dazu, sich abzusichern, nachdem sie die ganze Promotion in uns gesteckt haben. Damit wir nicht an einem Punkt, an dem die Sache aus irgendeinem Grund explodiert, einfach sagen können: “Danke, das war’s, wir suchen uns jetzt, wo wir es geschafft haben, einen lukratitveren Deal.” (1998 haben Social Distortion die Rechte an ihren Stücken zurückgekauft und mit "Live at the Roxy" die erste Platte auf ihrem Label "Time Bomb" ohne die Sony veröffentlicht) |
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